Definition
Was bedeutet genau Nachhaltigkeit, was gehört alles dazu?
3 Faktoren der Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit lässt sich in 3 Bereiche aufteilen. Umwelt, Wirtschaft, Soziales. Was bedeuten diese Faktoren und wie stehen sie in einem Verhältnis?
Was sagt die Politik?
Ein kurzer und knackiger Einblick was die globale Politik sich vor nimmt.
Definition
Den Begriff Nachhaltigkeit gibt es bereits seit 1713 und stammt aus der Forst- und Waldwirtschaft. Der Leitgedanke war, nur so viel abzuholzen, wie auf natürliche Weise wieder nachwachsen kann. Durch diese Haltung verfolgte Hans Carl von Carlowitz das ressourcenökonomische Prinzip und bepflanzte seinen Wald so regenerativ und natürlich.
In dem sogenannten Brundtland-Bericht von 1987 wurde die Bedeutung der Nachhaltigkeit erstmals juristisch festgehalten und zählt zu der anerkannten und klassischen Definition. "Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, daß künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht befriedigen können."
Gemeint ist damit eine gerechte Verteilung von Wachstum, sodass die Kluft zwischen Arm und Reich und die der Generationen kleiner wird. Die Kluft wird häufig mit der Gleichung 80:20 beschrieben. 20 Prozent ist hierbei die Weltbevölkerung, die die globalen Umweltschäden verursachen, während 80 Prozent die Folgen tragen müssen.
Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) | 21.7.2014 | Iris Pufé <https://www.bpb.de/apuz/188663/was-ist-nachhaltigkeit-dimensionen-und-chancen>
(Stand 01.02.21)
Die 3 Faktoren der Nachhaltigkeit
Die zentrale Herausforderung und Aufgabe nachhaltiger Entwicklung ist das Einbeziehen und ständige Berücksichtigen der drei Faktoren: Ökologie (Umwelt), Ökonomie (Wirtschaft) und Soziales. Kurz erläutert: vielen wird bewusst sein, was mit ökologischer Nachhaltigkeit gemeint ist. Nämlich verantwortungsvolle Nutzung, Schutz vor natürlichen Ressourcen und vor dem Umweltschutz, sowie die Erhaltung der Artenvielfalt. Aber was genau bedeutet soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit?! Zum Beispiel stehen Gleichheit, Frieden, soziale Sicherheit und der demographische Wandel für die soziale Nachhaltigkeit. Mit der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit ist das Überleben von Unternehmen und die Steigerung der Unternehmensereignisse gemeint.
Quelle: Literatur | "Nachhaltigkeit und Digitalisierung" | 2020 | Katrin Marquardt | S. 20 (Stand: 01.02.21)
Durch diese 3 Faktoren kann der Unterschied zwischen fair und ökologisch gut gezeigt werden. Das Fairtrade – Siegel ist eher ein soziales und wirtschaftliches Siegel und verfolgt das Ziel, menschenwürdig zu leben und zu arbeiten, indem die Arbeitsbedingungen etc. berücksichtigt werden. Denkt an den Kaffeeanbau und die Bedingungen in Bangladesch, wo viele Kleidungsstücke produziert werden. Aber das Fairtrade – Siegel bezieht auch zahlreiche Umweltkriterien in ihre Standards ein. So sollen landwirtschaftliche Fairtrade Produkte ressourcenschonend und umweltverträglich angebaut werden. Bio ist keine Voraussetzung für Fairtrade – wird aber gefördert.
Quelle: TransFair e.V. | Mai 2019 | <https://www.fairtrade-deutschland.de/fileadmin/DE/mediathek/pdf/fairtrade_statement_bio.pdf>
(Stand: 01.02.2021)
Im Alltag wird oft allein Umwelt mit der gesamten Nachhaltigkeit verwechselt, dies ist jedoch nur ein Faktor. Die drei zentralen Modelle, wie diese Faktoren in den Blick genommen werden können, sind: das 3 Säulen Modell, das integrative Nachhaltigkeitsmodell und das Vorrangsmodell.
Die 3 Faktoren Modelle
3 Säulen Modell
Wie der Name es bereits verrät, stehen die 3 Faktoren bei diesem Modell wie Säulen nebeneinander und werden gemeinsam von dem Dach „Nachhaltigkeit“ abgedeckt. So soll ein Ausgleich der Interessen entstehen und eine Gleichrangigkeit gesehen werden.
Integratives Nachhaltigkeitsmodell
Dieses Modell sieht die Faktoren als Kreise, die wiederrum in einem Kreis angelegt sind, sodass sie sich an bestimmten Stellen überschneiden. Bei dieser Darstellung wird die Wechselwirkung von Umwelt, Wirtschaft und Sozialem deutlich, da sie nicht wie bei dem 3 Säulen Modell eigenständig und voneinander getrennt abgebildet sind. So hat es beispielsweise Auswirkungen auf die Wirtschaft und auf das Soziale, wenn Änderungen in der Natur vorgenommen werden.
Vorrangsmodell
Während die anderen beiden Modelle Wert darauflegen, die Faktoren gleichmäßig zu berücksichtigen, wird bei dem Vorrangsmodell eine klare Gewichtung vorgenommen: Ökologie vor Soziales vor Ökonomie.
Die Kritik des Vorrangsmodell an die anderen Modelle besteht darin, dass bei einer Verschlechterung in einem Bereich die anderen Bereiche ebenso mitgetragen werden und auch in den anderen Bereichen negative Auswirkungen vollbringen. „Wird beispielsweise ein Schwimmbad an der Stelle gebaut, an der vorher ein natürlicher See war, so ist dies im Sinne des Drei-Säulen-Modells und des integrativen Nachhaltigkeitsmodells in Ordnung, da das Schwimmbad die soziale Nachhaltigkeit verbessert. Auch ist die Zerstörung des Ökosystems "See" akzeptabel, da durch den Bau des Schwimmbads Arbeitsplätze entstehen und somit das Wirtschaftswachstum erhöht.“ Diese Ansicht teilt das Vorrangsmodell nicht. Es ist der Meinung, dass die Ökologie Grundvoraussetzung für eine soziale Stabilität ist und ohne diese keine ökonomische Stabilität möglich wäre.
Quelle: Neustadt an der Weinstraße | <https://klimaschutz.neustadt.eu/Ziele-Umsetzung/Klimawandel-Nachhaltigkeit/Nachhaltigkeitsmodelle> (Stand: 01.02.2021)
Was sagt die Politik?
Wie in der Definition beschrieben, war die Brundtland – Kommission sehr wichtig. Zwischen der Definition von Hans Carl von Carlowitz und der bekanntesten Definition war das Thema Nachhaltigkeit weiterhin präsent. Auf die verschiedensten Treffen und Vereinbarungen gehe ich nicht genau ein, möchte euch aber kurz das wichtigste zusammenfassen, damit etwas Verständnis in dieses Wirrwarr kommt. So „richtig“ angefangen hat es 2000. Dort haben sich 149 Staats- und Regierungschefs in Rio getroffen und überlegt, wie das Thema Globalisierung in positive und bewegliche Kraft gelangen kann. Alle, die anwesend waren, sind in diesem Bereich eine globale Partnerschaft eingegangen und kämpfen somit alle für das Gleiche. Aus der Auseinandersetzung sind Entwicklungsziele entstanden, die bis 2015 erreicht werden sollten. Folgende Ziele wurden aufgelistet: „Ausrottung extremer Armut und Hunger, Erreichung einer allgemeine Grundschulbildung, Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Frauen, Reduzierung der Kindersterblichkeit, Verbesserung der Gesundheit von Müttern, Bekämpfung von HIV / AIDS, Malaria und anderen Krankheiten, Gewährleistung der ökologischen Nachhaltigkeit und die Entwicklung einer globalen Entwicklungspartnerschaft.“
2012 haben sich die Mitglieder getroffen, um eine Bilanz zu ziehen, das Abkommen zu reflektieren und zu erneuern bzw. anzupassen. Daraus entstand das Konzept Green Economy, das die Wechselwirkung zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt in den Blick nimmt. Kritikpunkte waren, dass dieses Konzept keine Themen spezialisiert, keine messbaren Ziele, keine konkreten Maßnahmen und keinen bindenden Charakter hat.
2015 endete dann dieses Zielvorhaben und es wurde direkt im Anschluss die Post – 15 – Entwicklungsagenda „Agenda 2030“ entwickelt. Es wurde sich auf 17 Ziele geeinigt, die die nachhaltige Entwicklung fördern sollen. Die Agenda 2030 trat am 1.1.2016 in Kraft und gilt für alle Länder und Staaten der Welt. Jedes Land muss Programme, Pläne und Maßnahmen entwickeln und umsetzten. Der Fortschritt bzw. das außer Acht lassen der Ziele werden national und global von der UN überwacht. „Dafür wurde ein Satz von 232 globalen Indikatoren festgelegt, um den Fortschritt der 17 Ziele auf regionaler und nationaler Ebene messen zu können.“ 2017 und 2018 wurde eine Zwischenbilanz gezogen und festgestellt, dass wenn alle so weiter machen, die Ziele nicht erreicht werden können.
Unicef schreibt, dass von einigen Ländern sogar Daten fehlen. Zu Beginn, also als die Agenda 2030 entwickelt und diskutiert wurde, war und ist der Leitspruch, dass niemand zurückgelassen werden darf. Auch ärmere Länder müssen einen Beitrag zur Nachhaltigkeit bringen. Der Schlüssel hierfür ist Bildung, der genau in diesen Ländern oft fehlt. Deshalb setzt Unicef besonders auf das Ziel Bildung. Sie ist der Grundstein für die weiteren Ziele. Was genau Bildung Nachhaltiger Entwicklung ist wird später noch erklärt.
Quelle: Literatur | "Nachhaltigkeit und Digitalisierung" | 2020 | Katrin Marquardt | S. 18, 19 (Stand: 01.02.21)
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